Der
Deutsche Schäferhund und seine langstockhaarigen Kinder !
Unerwünschter Zuchtfehler
oder erhalten gebliebene, wunderschöne Erbanlage ?
Ein Blick in die
Vergangenheit !
An der Entstehung des DEUTSCHEN SCHÄFERHUNDES,
(Ende des 19. Jh.)
waren neben stockhaarigen,
in erheblicher Menge auch zott-, rau- und
langstockhaarige Hütehundschläge beteiligt.
Sie unterschieden sich in Ohren und Rutenhaltung, Größe und
Farben.
Verschiedenartiger konnten sie nicht aussehen und doch hatten
sie große Gemeinsamkeiten.
Alle waren anspruchslose, unermüdliche Arbeiter, ausgestattet
mit besten Hüteeigenschaften,
Beflissenheit, Intelligenz und
Führigkeit gegenüber ihrem Herrn. Seit Jahrhunderten
auf genau diese Eigenschaften selektiert.
Siehe
Entstehungsgeschichte, bei Sonstiges !
Den Pionieren der Deutschen Schäferhundzucht stand als Zucht -
Ausgangsmaterial
eine große Auswahl erstklassiger Arbeitshunde zur Verfügung.
Auf einer Hundeausstellung in Dortmund 1894, erregten die dort vorgestellten
"Deutschen Schäferhunde", großes Aufsehen und Interesse.
Der Tiermaler Ludwig Beckmann schlug vor, die Rasse in 3
Klassen zu unterteilen.
Den rauhaarigen-, den glatt- und den langhaarigen Schäferhund.
Anfängliche
Bemühungen, die Zucht des Deutschen
Schäferhundes unter die Aufsicht
und Betreuung
neu gegründeter Zuchtvereine
zu stellen, scheiterten an den widersprüchlichen Meinungen
der Vereinsmitglieder, über die
Beschaffenheit des Rassestandards und führten am Ende
zur Auflösung dieser Vereine.
So sprachen sich die Einen für die Anerkennung mehrerer Farbschläge und Haararten aus,
( Ähnlich dem, des
zur selben Zeit entstandenen Belgischen Schäferhundes )
während Andere nur den stockhaarigen-, vorrangig
grauen Hund akzeptieren wollten.
Im Jahre 1899 gründete eine Gruppe gleichgesinnter Schäfer,
Hütehund-Liebhaber und Idealisten unter
der Leitung des Rittmeisters Max von Stephanitz einen Zuchtverein für Deutsche Schäferhunde, den SV.
( Der SV ist heute
der größte Zuchtverein Deutschlands für die Rasse Deutscher
Schäferhund, aber nicht der Einzige. )
Ein Standard wurde aufgestellt, ein Zuchtbuch
angelegt.
Angestrebt wurde
ein, von einheitlichem Erscheinungsbild, auf vielen
Gebieten ( auch im
Kriegsdienst )
einsetzbaren-, deutschen "Alleskönner".
Dieser Rassehund sollte mittelgroß, u. möglichst wolf-ähnlich sein. Er sollte feste Stehohren,
eine herabhängende Rute, sowie beste Gebrauchshundeigenschaften besitzen.

Auf den ersten Seiten des Zuchtbuches für DSH sind noch Hunde
verschiedener Größen,
Farbschläge und Fellarten vermerkt.
In der nun folgenden Zeit der
gezielten Zucht, erwies sich aber
die Vermischung des Württemberger mit dem Thüringer Schlag als die beste Wahl.
Die Nachkommen dieser Tiere kamen dem erträumten
Zuchtziel am Nächsten.
Der
Württemberger !
( Heute
ausgestorben. )
Als Nachfahre
einstiger Herdenschutzhunde, war er ein durchsetzungsfähiger,
großer, meist "schlapp-ohriger" Gesell
mit
herabhängender Rute. Er besaß ein kräftiges Gebäude u. lange Laufknochen mit guten
Winkelungen.
Tiere mit langem, zum Teil zotteligen Fell bezeichnete man als
"Altdeutsche
Schäferhunde" .
Der Thüringer !
( Heute
ausgestorben. )
Ein nerviger, eher
kleiner, flinker Arbeiter ( gern von grauer Farbe ),ließ mit seinen festen Stehohren und der kurzen,
oft gerollten Rute, neben dem Bronze- auch den Torfhund als Urahn vermuten.
Nach und nach
verschwanden die Schecken, die gestromten-, und die einfarbigen Hunde
aus dem Zuchtgeschehen.
Auch die Weißen waren, obwohl maßgeblich
an der Entstehung des DSH beteiligt,
eines Tages
unerwünscht. Ebenso erging es den Rauhaarigen, Lang und Zotthaarigen.
Lediglich die Langstockhaarigen mit Unterwolle fanden unter Vorbehalt weiterhin ihren Einsatz
in der Zucht.
Das angestrebte Fell
des Deutschen Schäferhundes sollte ein mit guter Unterwolle
versehenes Kurzhaar (
Stockhaar ) sein.
Die Schäfer jener Zeit, ließen sich den wahren Wert ihrer fleißigen
Helfer aber nicht in Abrede stellen.
Für sie zählten nun einmal gute Hüteeigenschaften mehr als
Exterieur.
Ihnen ist es zu verdanken, dass heutzutage Hütehunde einiger dieser uralter
Schläge überhaupt noch existieren.
Durch Auslese, intensive Linien- bzw. Inzucht, gelang es den
damaligen SH - Züchtern,
in recht kurzer Zeit eine gebrauchstüchtige, äußerlich ansprechende Rasse zu
formen.
Diese Hunde, waren zuverlässig, universell einsetzbar und schon
bald
auf allen Kontinenten bekannt und begehrt.
Obwohl der
Standard das Stockhaar vorschreibt, verwendete man viele Jahrzehnte
auch immer wieder langstockhaarige Hunde, in der Zucht.
Langstockhaarige
Junghündin,
Anfang des 20.
Jahrhunderts
Auf Grund der schnellen Auffassungsgabe und der angezüchteten
Eigenschaft ihrem Menschen
bedingungslos dienen zu wollen,
wurden Deutsche Schäferhunde in zwei Weltkriegen zu Massen im
Kriegsdienst ausgebildet
um dann,
( gleichwohl ob nun mit einem stock- oder
langstockhaarigen Fell ausgestattet )
für " Volk und Vaterland" ihr Leben zu lassen.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges existierte
kaum noch gutes Hundematerial.
Die Züchter dieser Zeit, standen praktisch vor einem Neubeginn.
Erschwerend für den Zuchtaufbau, kam auch die Teilung Deutschlands hinzu.
In der ehemaligen DDR war die Zucht mit langstockhaarigen Hunden
rigoros untersagt.
Langstockhaarige Jungtiere erhielten auf den Nachzuchtbeurteilungen ein
"Mangelhaft"
und wurden ihren Eltern als Zuchtfehler angekreidet.
Die Anpaarung zweier nachweislicher Langhaar-Vererber wurde
tunlichst vermieden.
So bekam man dort bei so einer gestrengen Selektion, Deutsche
Schäferhunde
mit langem Haar eher selten zu Gesicht.
( Liebhaber zahlten
für so eine "zuchtuntaugliche Rarität" gerne
den doppelten Welpenpreis. )
In den alten Bundesländern setzte man noch in den 70. Jahren,
Hunde mit längerem Fell
bedingt in der Zucht ein.
Oft wurden hier auch Inzuchten auf rezessive (
verdeckte )
Träger des Langhaar-Gens vorgenommen.
Es handelt sich also nicht um
Zufall und schon gar nicht um ein Wunder, wenn immer wieder
langstockhaarige
Welpen in den Kurzhaar-Würfen lagen, (
und heute noch liegen ).
1991erteilte der SV,
( mit Berufung auf den Standard des Deutschen Schäferhundes
und der fragwürdigen Begründung von fehlender Unterwolle beim Langstockhaar
),
dem langstockhaarigen Rassevertreter das endgültige
Zucht und Ausstellungsverbot.
Die Welpen mit dem Wuschel- Fell erhielten zwar Abstammungsnachweise,
galten aber jetzt schlechthin als "Ausschuss".
Langstockhaarige
Junghündin
Anfang des 21. Jahrhunderts.
Viele Züchter des DSH
wollten sich mit der Diskriminierung ihrer langstockhaarigen Nachzucht
aber nicht abfinden. Sie
verließen den SV und züchteten von da an ihre schönen Hunde unter der
Obhut anderer, national und international anerkannter Zuchtvereine / Dachverbände,
unter dem Namen
" Altdeutsche
Schäferhunde " !
Die steigende Liebhaberzahl für den Deutschen Schäferhund mit dem
imposanten,
" unerwünschten " Fell, gab ihnen Recht.
*
Nach vielem hin und her änderte 2011 der Gründerverein der
Rasse den Standard.
Ein, eben noch als größtes Abfallprodukt der Deutschen
Schäferhundzucht angesehener,
auf vielen Hundesportplätzen wegen seines Fells gemobbter Langstockhaar,
ist nun auch beim SV hoffähig geworden. Vom Pfü zum Fein, sozusagen
über Nacht.
Erwiesener Maßen ist das Langstockhaar in der Genetik des Deutschen
Schäferhundes
fest verankert und Erbanlagen scheren sich nun einmal nicht um
Verbote.
Es würde strengster, einschneidender Maßnahmen in der Zuchtauswahl
bedürfen
und vieler, vieler Generationen um dieses Gen auszumerzen. Wie sich
gezeigt hat,
reichen 100 Jahre dazu bei Weitem nicht aus.

Das oberste Gebot in der Schäferhundzucht sollte
immer und vorrangig, die physische u. psychische
Gesundheit der Rasse sein.
Die Frage nach der Länge des Haarkleides tritt dabei ganz weit in den
Hintergrund zurück. Verfechter der jeweils
einen,- bzw. anderen
Haarart wird es immer geben.
Doch über Geschmack läßt sich ja bekanntlich nicht streiten.
Copyright : G.
Glang
Quelle:
Einiger Fotos bzw. Textabschnitte : Der Deutsche Schäferhund in Wort u. Bild von M. v. Stephanitz
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